Ich wage es,{nl}meine Gefühle zuzugeben,{nl}nicht über ihnen zu stehen,{nl}sondern berührbar und verletzbar zu sein.{nl}Ich will Worte finden{nl}für das, was ich spüre.{nl}Du sollst von meiner Angst wissen,{nl}aber auch von meinem Mut.{nl}Du sollst meine Unsicherheit spüren,{nl}aber auch meine Festigkeit.{nl}Du sollst mich sehen,{nl}wie ich schwimme, krieche und flieg.{nl}Ich will meine Gefühle bewusst erleben{nl}und dann entscheiden,{nl}wie ich mit ihnen umgehen will.{nl}Ich will sie nicht verdrängen,{nl}noch mich von ihnen beherrschen lassen.{nl}*{nl}Ich wage es,{nl}mich von meiner Intuition leiten zu lassen,{nl}stärker aus meinem Gespür heraus zu leben.{nl}Nicht mehr alles klar verstehen zu müssen,{nl}weil ich dabei oft an dem Eigentlichen vorbeigehe.{nl}Ich will tiefer wissen{nl}Als nur mit meinem Kopf.{nl}Ich will es wagen,{nl}auch mal keine Argumente des Kopfes{nl}mehr zur Hand zu haben,{nl}sondern auf die Stimme tief in mir zu hören{nl}und aus einer tieferen Weisheit zu schöpfen.{nl}*{nl}Ich wage der Mensch zu sein,{nl}der ich bin:{nl}unfertig, aber doch glücklich,{nl}unsicher im Neuen und doch wissbegierig,{nl}verwirrt im Überangebot der Ideen,{nl}doch auch begeistert von Kleinigkeiten.{nl}Zweifelnd und zögernd,{nl}dann wieder mutig und ernst,{nl}verzaubert von Worten{nl}oder schweigsam zurückgezogen.{nl}Manchmal zerrissen und voller Widersprüche,{nl}aber auch einseitig und naiv.{nl}Und noch vieles mehr bin ich,{nl}oft nicht genau zu beschreiben.{nl}Ich wage es,{nl}mich selbst so anzusehen,{nl}so zu lieben, wie ich bin{nl}und mich auch so zu zeigen,{nl}ob ich nun dafür geliebt werde{nl}oder nicht.{nl}*{nl}Ich wage es,{nl}an mich selbst zu glauben:{nl}an meinen Drang nach Reife,{nl}an meine Liebesfähigkeit,{nl}an meine Begabung zur Freundschaft,{nl}an meine entschiedene Ausdauer,{nl}an meine immer neue Hoffnung.{nl}Aber auch wenn ich versage und Fehler mache,{nl}wenn ich unnötig verletze,{nl}wenn ich anderen die Freiheit nehme,{nl}wenn ich kleinkariert werde,{nl}wenn ich mich nicht mehr erneuere,{nl}wenn ich hart und unnahbar werde,{nl}auch dann will ich glauben,{nl}dass neben der Zerstörung{nl}auch das Lebensförderliche in mir wohnt,{nl}und ich will es hervorlocken{nl}mit meiner Hoffnung und meinem Mut.{nl}*{nl}Ich wage es,{nl}dir zu sagen{nl}wie ich dich sehe,{nl}auch wenn du es vielleicht{nl}als Ablehnung erlebst.{nl}Ich wage es,{nl}die Rollen abzulegen,{nl}die uns nicht zueinander{nl}finden lassen.{nl}Ich will dich{nl}in deiner ganzen Eigenart{nl}kennen lernen{nl}und wünsche mir,{nl}dass ich auch von dir so erkannt werde.{nl}Ich wage es,{nl}an das Gute in dir zu glauben,{nl}mich dir anzuvertrauen,{nl}dir entgegenzugehen.{nl}*{nl}Ich wage es,{nl}den Teufelskreis des Misstrauens{nl}zu durchbrechen.{nl}Ich will dich nicht mehr verdächtigen,{nl}dich nicht links liegen lassen.{nl}Mit meinem Vertrauen{nl}Will ich eine andere Wirklichkeit{nl}zwischen uns bauen.{nl}Und selbst wenn ich enttäuscht werde{nl}von dir oder mir,{nl}will ich immer wieder neu hoffen{nl}und nicht zum Menschenverächter werden.{nl}Ich will das Aufbauende in dir,{nl}deine Hoffnung und deinen Lebensmut{nl}hervorlieben und hervorlocken{nl}und so selbst verändert werden.{nl}*{nl}Ich wage es,{nl}dich allein zu lassen{nl}in deinen Gedanken und Entscheidungen.{nl}Ich will nicht für dich denken,{nl}dich nicht mit meinen Vorschlägen entmündigen{nl}und immer besser wissen,{nl}was für dich gut ist.{nl}Ich wage es,{nl}mich nicht verantwortlich für dich zu fühlen.{nl}Ich lasse dich deinen eigenen Weg finden,{nl}nicht, weil ich dich nicht liebe,{nl}sondern weil ich dich liebe.{nl}*{nl}Ich wage es,{nl}ich selbst zu sein{nl}und nicht der Mensch,{nl}den du haben möchtest.{nl}Ich wage es,{nl}deine Wünsche nicht zu erfüllen,{nl}falls ich mir dabei selbst untreu werden muss.{nl}Ich will bei mir bleiben{nl}und dich trotzdem finden.{nl}Ich wage es,{nl}mich dir zuzumuten{nl}mit dem, was dir Mühe machen könnte.{nl}Zwar werde ich mich immer wieder ändern,{nl}aber nicht so, wie du mich haben willst,{nl}sondern so, wie mich mein Weg{nl}in die Reife führt.{nl}*{nl}Ich wage Neues,{nl}weil ich im Alten{nl}nicht mehr leben will.{nl}Ich wage mich vor{nl}In das Fremde und Ungewohnte{nl}mit seinem Schmerz und seinem Glück.{nl}Ich will mich den Veränderungen{nl}mit ihrer Not und Unsicherheit{nl}bewusst aussetzen.{nl}Ich stelle mich Herausforderungen,{nl}kämpfe mit meiner Angst{nl}und aktiviere meine Fantasie.{nl}Ich entfalte mich{nl}und wage zu entdecken,{nl}was noch alles in mir schlummert.{nl}*{nl}Ich wage es,{nl}dir keine Beweise für meine Liebe zu geben{nl}und von dir nicht zu verlangen,{nl}dass du mir deine Liebe beweist,{nl}weil das uns beide entwürdigt.{nl}Du musst in dir wissen,{nl}ob ich dich liebe,{nl}und ich will in mich hineinhorchen{nl}und feststellen,{nl}wie du zu mir stehst.{nl}Auch will ich dir glauben,{nl}wenn du sagst.{nl}dass du mich liebst,{nl}und nicht an dir zweifeln.{nl}Spüren wie die Liebe des andern{nl}immer nur so stark,{nl}wie wir uns selbst lieben?{nl}*{nl}Ich wage es,{nl}dir in die Augen zu sehen,{nl}auch auf die Gefahr hin,{nl}dass ich in ihnen Ablehnung{nl}und Unverständnis lesen werde.{nl}Ich will nicht{nl}mit einer Vorstellung von dir leben,{nl}sondern dich ansehen,{nl}wie du bist,{nl}und das Wagnis eingehen,{nl}verwundet zu werden.{nl}*{nl}Ich wage, allein zu gehen,{nl}nur auf mich geworfen zu sein,{nl}zu mir zu stehen{nl}und Fuß vor Fuß zu setzen.{nl}Wenigstens dieses Stück Weg.{nl}Ich will meine Angst vor dem Alleinsein{nl}erkennen und bekämpfen.{nl}Ich will mich niemand anschließen,{nl}kein Mitläufer sein,{nl}kein Nachbeter und Anhänger,{nl}sondern ein eigenständiger Mensch.{nl}Ich will auf eigenen Füßen stehen{nl}und feststellen, dass sie mich tragen{nl}und dass die Erde hält{nl}und ich auf ihr laufen kann,{nl}ein freier Mensch.{nl}(Ulrich Schaffer)
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