16.03.2005
Ich weiß, dass Jessica gerade heute für uns die Sonne geputzt hat. Wir wussten bis kurz vorher noch nicht, wie wir den Geburtstag verbringen sollten. Wir wussten nur, dass wir keinen sehen wollten und keine „Geburtstagsparty“ feiern wollten. So brachte uns Jessica einen sonnig warmen Tag, an dem wir vormittags dreimal den kleinen Garten unserer Jessica besuchten, um ihr jedes Mal eine Kleinigkeit zu bringen. Jedes mal war wieder ein weiteres neues Geburtstagsgeschenk für sie angekommen. Doch getroffen haben wir nie jemanden. So wie wir es uns gewünscht hatten.
Nachmittags fuhren wir in einen kleinen Ort in der Nähe, besuchten eine kleine Kapelle, zündeten für Jessica jeder eine Kerze an und hatten die Gelegenheit in einem Gästebuch einige Zeilen zu hinterlassen. Hier ergriff ich die Gelegenheit dem Herrn, dem es gefällt unsere Kinder zu sich zu holen, zu schreiben, dass ich ihn dafür nicht ehren kann!!! Die Hoffnung auf ein Leben danach bleibt dennoch fest in meinem Herzen verwurzelt.
Danach ließen wir uns zu einem schönen Ort inmitten der Natur leiten, wo wir alleine mit uns und unserer Jessica ein Geburtstagspicknick machten. Anschließend ließen wir 13 Luftballons steigen, denn es wäre ihr 13. Geburtstag gewesen.
Stimmt leider nicht ganz, denn zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir ein Luftballon geplatzt ist. Auch der Versuch, diesen Ballon mittels des letzten Ballons mit auf die Reise zu schicken misslang. So gingen nur 12 Ballons auf die Reise. Je ein Ballon für Jessicas irdisches Leben. So war das Picknick dann noch ein wenig schön chaotisch geworden, so wie Jessicas Leben zum Teil auch gewesen ist; schön, liebevoll, herzlich chaotisch. Ein Engel auf Erden, der unser Leben in allen Bereichen und in jeder Sekunde bereichert hat.
Der 16.03. bleibt immer ein Tag zum feiern, denn es war der Tag, an dem uns Jessica geschenkt wurde. Ein Geschen, für das ich unter Tränen ein Leben lang dankbar sein werde.
So dachten wir, können wir den Tag ausklingen lassen, ohne einmal geweint zu haben. Ich bin sicher, Jessica war immer bei uns und hat uns festgehalten.
Abends ließen sich dann doch noch gute Freunde nicht davon abhalten, uns zu besuchen um gemeinsam den Geburtstag ausklingen zu lassen. Jessica bekam einen „Etagenstern“ geschenkt. Ein Stern mit 13 Kerzen.
Doch so prächtig, wie der Stern hier noch leuchtet, sollte es nicht mehr lange dauern, bis eine Kerze nur noch unter ständigem Abschütten des flüssigen Wachses überhaupt noch glimmte. Nur 12 Kerzen strahlten dauerhaft für unser Sternenkind Jessica.
Gegen 22.15 Uhr kam der letzte Besuch, ebenfalls mit 13 Luftballons. Doch einer davon war kurz vorher geplatzt!!! Auch hier sollten nur 12 Ballons den Weg in den Nachthimmel finden; geschmückt mit Wunderkerzen war es ein Sternenregen für unser Sternenkind. Gibt es Zufälle, kann das wirklich sein? Wir glauben, das Jessica nur 12 Ballons haben wollte, da sie da wo sie jetzt ist, nicht älter wird und in irdischen Zahlen nicht mehr gemessen werden kann. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit meinem zwölfjährigen Engel, auch wenn es mir bis dahin wie eine Ewigkeit vorkommen wird.
Um dieses noch zu verdeutlichen, ließ aus Jessicas Geburtstagsstrauß am nächsten Morgen eine Rose bereits den Kopf hängen. Auch aus dem Strauß sollten nur 12 Rosen erblühen. Und am nächsten Abend fanden wir, sollte Jessicas Geburtstagsstern noch einmal erstrahlen. Alle 13 Kerzen haben wir entzündet. Doch bereits kurze Zeit später legte sich der Docht der 13. Kerze, welche ganz oben an der Spitze brannte in den flüssigen Wachs. Zufall? Für uns ein weiteres Zeichen von Jessica: „Ich habe mein irdisches Leben mit 12 beendet und vollbracht. Haltet mich so in Erinnerung wie ich war. Denn so will ich für ewig in euren Herzen sein“.
Ich danke nochmals allen, die an uns gedacht haben und dazu beigetragen haben, dass Jessicas kleiner Garten die Geschenke gar nicht mehr aufnehmen konnte.
Dirk mit Marion und Patrick an der Hand und Jessica tief verwurzelt für alle Zeiten im Herzen!
Ich vermisse Dich meine kleine Dancing Queen, mein Engel.
Gerade läuft im Radio das Lied der „Söhne Mannheims“ „Wenn ein Lied …“ und ich werde wieder unheimlich traurig. Wir vermissen unsere Jessica so sehr.
Wenige Tage nach Jessicas Geburtstag haben wir zufällig einen in Jessicas Garten vergrabenen Brief gefunden. Einen persönlichen Brief an Jessica. Dennoch konnte ich nicht umher, diesen Brief für uns aufzubewahren und in Ehren zu halten. Dieser Brief war eingegraben. Ein Brief der uns berührt hat und deshalb nicht in Vergessenheit geraten darf. Wir sind dankbar für diese lieben Worte einer Mitschülerin.