AndersSein
Ich kann nicht mehr gut *so tun als ob.*
Weiß Gott, ich habe es oft genug versucht.
Doch wann immer ich zurückfalle in den Modus
*anders sein, damit du dazugehören kannst*
zerbricht etwas in mir.
Und wenn ich mich hinknie, um es aufzuheben,
rollt es weg und es entsteht ein hohles, leeres Gefühl in mir.
Ich kann nicht mehr so tun,
als würde etwas mich nicht berühren.
Als sei es egal, wenn etwas mich trifft.
Denn wann immer ich die Maske der Gleichgültigkeit
aufsetzen möchte, spielt mein Bauch verrückt
und Kälte breitet sich aus und füllt
auch noch den letzten Winkel aus.
Ich kann nicht mehr vorgeben,
Verständnis für Menschen zu haben, die mit striktem
Kontrollverhalten jegliche Emotionalität unterdrücken
und mit dem Finger auf andere zeigen,
während sie Schuldzuweisungen und alte Geschichten wiederholen,
damit Stille überbrückt oder Leere gefüllt wird.
Manchmal … fühle ich mich regelrecht verarscht,
weil der andere mich zum Mitspieler in einem Drama
machen will – in dem ich nicht die geringste Rolle spiele.
Ich kann nichts mehr anfangen mit Instant – Begegnungen
denen jegliche Tiefe fehlt.
Ich kann mich nicht für ein Gegenüber öffnen,
das seine Türen eisern verschlossen hält.
Nein, ich kann nicht mehr gut in diese Rollen schlüpfen,
die ganz automatisch erwartet werden.
Ich bin irgendwie immer mehr
dieses pure MenschSein geworden
und weiß, dass das für viele ungewohnt, seltsam
und ja, auch beängstigend sein kann.
Und so sind insgesamt wenige Menschen um mich herum –
vielleicht auch, weil ich mit jenen ein Stück Weg gehe,
die immer ein wenig *zu viel oder zu wenig* waren.
Und dass es mir viel besser tut, mit jenen zusammen zu sein,
mit denen mein Herz auch wortlos reden und schwingen kann.
Dort, wo Menschen und Liebende,
Männer und Frauen,
Seelen und Herzen einander begegnen
mit so viel Echtheit, wie jedem gerade möglich ist.
Denn unser AnderSein ist unser RichtigSein.
~
Worte: © Béatrice Tanner